Dienstag, 18. November 2014

Ein Mann in der Kita verändert den Sprachgebrauch... nicht.

Ein Schmunzeln muss erlaubt sein. Vor allem dann, wenn man als Mann in einer Frauendomäne wie der Kita erlebt, wie Frauen unter dem Aspekt Geschlechtergerechtigkeit mit Sprache umgehen. Schmunzelnd nehme ich das deshalb zur Kenntnis, weil ich mir schon so oft anhören durfte, wie stark doch Männer die Wirkungsmacht über Sprachgebräuche in allen Teilen der Gesellschaft an sich gerissen hätten und wie sehr Frauen darum kämpfen müssten, in Sprache überhaupt stattzufinden.
Dass ich mich zu diesem Thema mit gutem Gewissen überhaupt und dann auch noch unter Gebrauch des Wortes "Schmunzeln" äußere, hat einfach damit zu tun, dass ich mich zu den Männern zähle, denen das Thema Gender(-sensibilität, -gerechtigkeit, -konstruktion) als  wichtig erscheint. Entsprechend habe ich mich in der Vergangenheit durchaus kritisch und selbstkritisch damit auseinander gesetzt.
Nun bewege ich mich in einem bislang ausschließlich von Frauen konstruierten und verantworteten Sozialraum - einer (qua Einrichtungstyp sowieso schon als weiblich konnotiert geltenden) Kita mit mehr als dreißig Kolleginnen und bislang keinem Mann im Team - einer Komfortzone also für weibliche Selbstbehauptung und von Männern fast unbeeinflusst. Hier könnten sich Frauen in gewaltfreier Kommunikation, in geschlechtergerechtem Sprachgebrauch, in direktem ehrlichem und hierarchiefreiem Miteinander üben. Niemand würde es als Sozialarbeitergedöhns und Emanzentum abtun, kein Mann müsste überzeugt werden, niemand würde das belächeln. Männer die sich in das so gestaltete Miteinander begäben, wären nahezu selbstverständlich dazu angehalten, sich als hinzukommende Minderheit anzupassen, sich des weiblichen Kommunikationsgebahrens anzunehmen.
Allein die Praxis schreibt andere Geschichten und kennt andere Realitäten. Da sitze ich als einziger Mann. Und ich wähne mich irritiert kurzzeitig in einem eigentlich längst von Männern übernommenem Berufsfeld. Die Erzieher tun dies, sie müssen jenes verantworten. Ach ja, und gut ist es, wenn dann der Erzieher in bestimmten Situationen Unterstützung von einem Mann erhält... Ähm..., hm?!.!?
Nun ja also... DIE ERZIEHERIN scheint es in der Sprachrealität der Frauendomäne Kita - zumindest hier - nicht zu geben. Oder zumindest nur als Randerscheinung.


Nicht dass ich jetzt beginnen müsste, den Frauen diese Tatsache bewusst zu machen. Da müssen sie schon selbst drauf kommen. Schließlich entbehrt es jeder Logik, wenn Erzieher nicht gut Väterarbeit initiieren können, weil eben Erzieher viel näher an den Vätern dran sind. Oder dass es gut ist, wenn ein Erzieher im Hause arbeitet, weil es manchmal ganz gut ist, dass die Jungen jetzt ein lebendes Erwachsenenexemplar ihres Geschlechts alltäglich erleben können, was sie ja nicht können, wenn in der Kita nur Erzieher arbeiten. You know? Ja, an der einen oder anderen stelle wäre die Existenz der ERZIEHERIN auch in der Sprachwirklichkeit schon hilfreich.


Okay, ich treib's auf die Spitze. Und ja, ich tue es mit ein kleinwenig Sarkasmus und auch mit ein wenig Genugtuung. Irgendwann brauche ich auch einmal den ehrlichen Ausgleich dafür, dass ich als interessierter und sensibilisierter Mann von den sprachgewaltigen Feministinnen stellvertretend für mein Geschlecht immer die Verbalprügel einstecken musste. In den Diskussionsrunden war ich zumeist der einzige Mann und von daher wohl prädestiniert als Empfänger der Botschaft an das von mir nun mal vertretenen Geschlecht. Jetzt kann ich "zurückschlagen". Indem ich mich zurücklehne und - schmunzelnd - beobachte, was die Frauen denn so tun und reden, wenn sie unter sich sind und dafür auch noch selbst die Verantwortung tragen.

Montag, 17. November 2014

Generalverdacht

Was wurde nicht schon alles zum Thema "Generalverdacht" im Zusammenhang mit Männern in  Kitas geschrieben. Es gab gleich zu Beginn des Bundesprogramms "MEHR Männer in Kitas", genau genommen sogar schon davor, den Hinweis, dass man einen Umgang mit eben jenem Generalverdacht finden müsse.
Muss man auch! Es sollte wohl in jeder Einrichtung Ideen dazu geben, wie man umgeht mit Situationen, in denen Erzieherinnen oder Erzieher in Verdacht geraten, sich unangemessen gegenüber Kindern verhalten zu haben. Und im besten aller Fälle ist eine solche Ideensammlung schriftlich festgehalten. Schnell gerät man sonst in unüberlegtes Handeln, wenn ein Vorwurf im Raume steht.
Was aber für gewöhnlich mit dem Begriff Generalverdacht verbunden ist, ist doch die generelle Unterstellung, ein Mensch sei ob eines Merkmals wie Geschlecht oder Herkunft oder Berufszugang besonders anfällig für unangemessenes Verhalten.
Die Unterstellung also, Männer seien potentiell gefährdet, in Ausübung des Erzieherberufs gegenüber den Kindern sexuell übergriffig zu werden, wäre ein solcher Generalverdacht. Und der Generalverdacht des sexuellen Missbrauchs begleitete alle Bemühungen, mehr Männer in die Kitas zu holen.
Allerdings fand diese Begleitung zumeist auf einer merkwürdig abstrakten Ebene statt. So diskutierten Träger und Einrichtungsleitungen darüber, wie man mit dem Generalverdacht umgehen könnte. Oder männliche Erzieher formulierten ihre eigene Vorsicht im Umgang mit Kindern, weil es ja sein könnte, dass Eltern Übergriffigkeiten generell unterstellten. Oder Erzieherinnen etablierten sozusagen präventiv bestimmte Verhaltensregeln, die ihre männlichen Kollegen zu beachten hätten (etwa dass Männer nur bei geöffneter Badtür Kinder wickeln dürften). Dass Eltern jenseits eines konkreten Verdachts männliche Erzieher ablehnen, ist daher kaum überliefert.
Und dennoch schwebte das Thema Generalverdacht auch irgendwie über meinem Weg in die Kita. Kollegen fragten nach, Literatur wurde gereicht, Hinweise wurden gegeben. Nach fast vier Monaten in der Kita weiß ich aber zu berichten, dass ich nicht ein einziges mal mit einer generellen Verdächtigung konfrontiert war - nicht durch die über dreißig Kolleginnen, nicht durch Eltern, nicht durch den Träger. Ich bin Erzieher, wie es die Erzieherinnen auch sind. Vielleicht bin ich manchmal strenger oder weniger streng als die Kolleginnen, manchmal lauter oder leiser, manches mal mehr oder weniger als die Kolleginnen für Kuscheln, Trösten oder Beruhigen verantwortlich. Aber keinesfalls habe ich je gespürt, gehört oder sonst irgendwie erfahren, dass ich weil ich ein Mann bin unter besonderer Observation oder unter einem Vorbehalt stand. Nach ein paar Monaten in der Praxis traut man sich, Kolleginnen oder Eltern auch einmal direkt nach ihrer Wahrnehmung zu befragen. Ich fand dabei Bestätigung für meine Wahrnehmung.


Fragt sich für mich also, ob wir mit dem so sehr lauten Nachdenken über das Thema Generalverdacht nicht den einen oder anderen Erzieher bzw. Sozialpädagogen davon abhalten, in einer Kita zu arbeiten. Vielleicht ist die Praxis viel weniger mit dem Problem aufgeladen, als man es sich in der Theorie ausmalt? Und vielleicht müssen wir einfach lernen, auch dieses Thema zu entdramatisieren. In Sachen Gender (ganz allgemein) gelingt das mittlerweile doch auch schon ganz gut.

Freitag, 14. November 2014

Forschungsprojekt Freigelände

Eine kleine Auszeit aus der Routine des Kita-Alltags lenkt den Blick auch wieder auf ein notwendiges Forschungsvorhaben für die im kommenden Jahr anstehende Master Thesis. Und sie gibt die Möglichkeit des hektikfreien Weiterdenkens und Nachfragens.
Und so zeichnet sich eine Präferenz bei der Bearbeitung eines Themas ab, das in meinem Berufsalltag ebenso stattfindet wie in der Schwerpunktbearbeitung innerhalb des Masterstudiums. Nachdem es in der Setzung und Durchsetzung von Regeln im Freigelände der Kita in den vergangenen Wochen einige Bewegung gab (das wäre bzw. ist wohl einen extra Post wert), muss ich einfach untersuchen, inwieweit solche Regelungen die Aneignung des Freigeländes als sozialen Bewegungsraum der Kinder beeinflusst.
Spannend scheint mir eine solche Beforschung vor allem, weil ich davon ausgehe, dass Kinder im Kindergartenalter sehr wohl in der Lage sind, sich jenseits des bestehenden Regelwerks Freiräume zu erstreiten bzw. Freiräume einfach in Besitz zu nehmen. Und vielleicht trägt eine starke Reglementierung sogar dazu bei, dass die Kreativität der Kinder im Entwickeln eigener Strategien zur Sozialraumkonstitution gefördert werden. Schließlich geht es in einem stark reglementierten Raum nicht mehr nur darum, sich einzurichten, sondern zusätzlich auch darum, das Gewollte ebenso wie das Erreichte zu verteidigen.


In einigen Wochen wird es eine Kinderkonferenz zum Thema Regeln im Freigelände geben. Im Vorfeld sollen in den Gruppen bereits Ideen entwickelt werden. Vor einiger Zeit wurde in Vorbereitung auf diese Kinderkonferenz und vielleicht ja auch in Reaktion auf die Thematisierung des Gartenregelwerks ein Regelwerk für das Freigelände in der Teamberatung verkündet. Scheinbar gab es Handlungsbedarf, der wiederum jedoch nicht so groß war, dass es einer Diskussion im Team gebraucht hätte. Oder die Furcht vor der potentiell ausbrechenden Anarchie mit frei in verschiedene Richtungen schaukelnden Kindern usw. war zu groß.


Jedenfalls scheint mir das Thema sehr spannend und ich hoffe sehr darauf, dass mir die Beobachtung und Befragung der Kinder erlaubt wird. Bestenfalls wäre für eine fundierte Forschung die Beobachtung in einer anderen Einrichtung hilfreich. Mal schauen, was sich da tun lässt.


Freie Tage - zumal wenn sie im Bett verbracht werden (müssen) - regen doch stark die Fähigkeit des abstrakten Denkens an. Und sorgen für mehr Bewegung, als anfänglich vermutet.

Mittwoch, 12. November 2014

krank zu sein...

Es braucht nicht viel, um krank zu sein. Gerade in einer Kita im beginnenden Herbst. Husten und laufende Nasen überall...


Um sich so krank zu fühlen, dass man nicht mehr zur Arbeit gehen kann, braucht es da schon mehr. Vor allem mehr Zeit und einen Husten, der beim besten Willen nicht mehr nur ein einfacher Husten ist. Fieber sollte dabei sein und eine Stimme, die vor Heiserkeit nicht mehr zu verstehen ist. Drunter geht nichts.
Nun sitze ich also zu Hause. Nach drei Wochen des Versuchs, eine Erkältung (oder vielleicht waren es auch mehrere nacheinander) mit Hausmittelchen zwischen Feierabend und Arbeitsbeginn wegzukurieren, hat sich das eigene Immunsystem dazu entschieden, in den Warnstreik zu gehen. Eine Bronchitis ist aus der anfangs kleinen Erkältung geworden. Und die bahnt sich nun mit aller Macht ihren Weg und fordert ihren Tribut. Aus der anfänglichen Annahme, man könne die mit der Kranschreibung plötzlich existierende freie Zeit ja dadurch nutzen, dass man Vorbereitungen trifft für die nächste Zeit, Material erarbeitet, Dokumentationen entwickelt, Pläne visioniert, zerschlägt sich bei 38,5° Fieber und irgendwie überall existierender Knochen- und Muskelschwere ganz schnell.


Hätte man nur...! Ja hätte man nur auf die warnenden Stimmen da draußen und auf die eigene innere Stimme gehört, die da alle miteinander gesagt haben, man solle eine Erkältung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wäre man vielleicht etwas vorsichtiger gewesen in der Regenerations- und Freizeit, hätte etwas mehr geschlafen, ein oder zwei Termine abgesagt, wäre vielleicht schon einmal deutlich früher einen Tag zu Hause und im Bett geblieben. Dann wäre man jetzt kein Totalausfall. Und man wäre schon gar nicht überraschend für eine ganze Woche weit weg von seiner Kindergruppe.
Allerdings fragt sich so im Nachhinein, wann man denn hätte einen Gang zurückschalten können. In der Kita gibt es niemanden, der einfach mal so die eigene Gruppe übernimmt, nur weil man mal einen Tag Pause braucht. Erzieherinnen müssen dann aus einer anderen Gruppe herangeholt werden. Auch gibt es in der Situation des vollen Ausreizens knapper Personaldecken kaum eine Kultur des Aufeinander-Achtens im Sinne von "Geh' doch heute mal etwas früher nach Hause und ruhe dich aus."
Stattdessen springt man selbst in die tagtäglich entstehenden Lücken, improvisiert, hilft aus, reduziert, verdoppelt sich gefühlt zwischen Vorbereitung, Aufsicht, Angebotsplanung und -Gestaltung, Dokumentation und Abrechnung. Kein tag, an dem man nicht - zumindest für einen Moment - am Limit ankommt.


Ich bewundere die Kolleginnen, die das offensichtlich seit Jahren und Jahrzehnten so tun und dennoch jeden Tag aufs neue hoch motiviert morgens ihre Kinder erwarten, sich an deren Interessen und Bedarfen orientieren, ihr Bestes geben. Ab nächste Woche bin ich auch wieder dabei. Aber irgendwie muss ich wohl schauen, woher ich die Gelassenheit bekomme, besser auf mich selbst zu achten ohne Angst zu haben, kein ganz so guter Erzieher zu sein.

Dienstag, 11. November 2014

Dagmar analysiert Entwicklungen...

Es muss mal gesagt werden: Dafür, dass den Kitas und den in ihnen arbeitenden Erzieher_innen eine immer größere Bedeutung beigemessen wird, dafür dass wir Kita längst als echte Bildungseinrichtung verstehen gelernt haben, ist der Beruf wirklich nicht gut bezahlt.


Zeit laut zu werden. "Erzieherinnen verdienen mehr!", so heißt die Kampagne der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).




Dagmar analysiert Entwicklungen, ich erforsche mit meinen Kindern die Welt, und jeder von uns baut Zukunft.

Montag, 3. November 2014

Herausforderung zum Cornhole-Battle

Die Thüringer Erzieher, Sozialpädagogen, Heilerzieher etc. sind herausgefordert, sich an der 1. Thüringer Cornhole-Meisterschaft der Kita-Männer zu beteiligen. Konkret lautet die Herausforderung:

"Ich fordere die Thüringer Erzieher und Sozialpädagogen (ebenso die männlichen Auszubildenden und Studierenden in den entsprechenden Studien- und Ausbildungsgängen) heraus zur 1. Thüringer Cornhole-Meisterschaft der Kita-Männer.  Ausgetragen wird die Meisterschaft im Februar 2015 an einem zwischen allen Wettkamfbeteiligten noch zu vereinbarenden Termin. Austragungsort ist Erfurt. Gespielt wird nach den Regeln des DeCoV - Deutscher Cornhole Verband in den Disziplinen Einzel, Doppel und Mannschaft.
Im Einzel dürfen dabei Erzieher, im Doppel Erzieher gemeinsam mit einer/einem Vertreter/in der u.g. Personengruppen (auch Erzieher mit Erzieher/in) antreten. In der Disziplin Mannschaft dürfen Mannschaften antreten, die sich aus Vertreter/innen von mindestens zwei der Personengruppen Erzieher, Väter, Erzieherinnen, Mütter, Trägervertreter/innen, Politiker/in zusammensetzen. Eine Mannschaft muss dabei aus vier bis sechs Spieler/innen bestehen.
Wer nimmt die Herausforderung an? Rückmeldung an cornhole@braunmario.de Mehr zur Entwicklung dieser Herausforderung wird auf der Homepage von Mario Braun unter http://braunmario.de/4.html zu lesen sein.