Samstag, 17. Januar 2015

Zeug zum Spielen (Auftakt)

Freitagnachmittag. Der Gruppenraum ist leer. Gut, die Möbel stehen noch und in einem Regal finden sich noch Stifte, Farben, Knete und Papier. Ansonsten jedoch sind die ansonsten über und über mit Spielzeug gefüllten Fächer leer. Es ist spielzeugfrei. In der kommenden Woche macht unser Spielzeug Ferien!
Anfangs war es eine einfache Idee. Gehört hatte man schon einmal etwas vom spielzeugfreien Kindergarten. Und irgendwie schienen die Kinder im täglichen Spiel zum einen festgelegt auf in buntes Plastik festgegossene Spielideen. Feuerwehr ist eben Feuerwehr und löscht Feuer. Pferd ist Pferd und dient dem Reiten. Zum anderen gab es ein regelrechtes Spielzeughopping - zwei Minuten jenes Spielzeug, gleich darauf das nächste, dann wieder zurück zum ersten...
Eigentlich aber sollten Kinder doch ganz anders spielen. Vertieft, mit Fantasie, frei in der Interpretation des Spielzeugs. Vielleicht aber lassen wir ein solches Spiel gar nicht zu, wenn wir unseren Kindern schon zu Ende vorgedachtes Spielzeug vor die Nase setzen.
Was also liegt näher, als dieses Spielzeug in die Ferien zu schicken und stattdessen anderes Zeug zum Spielen zur Verfügung zu stellen?! Papprollen, Stoff, Holz, Kartons, Zeitungen, Plastikbecher und -flaschen, Wasser, Sand.
Weil es nicht so ganz sicher scheint, ob das mit dem Spielen ohne Spielzeug klappt, probiert man es sicherheitshalber vorher schon mal aus. Und siehe da, was die Erzieher/innen in Aufregung versetzt (man stellt ja seine eigene Notwendigkeit regelrecht in Frage, wenn die Kinder tatsächlich eigene Ideen entwickeln), ist für die Kinder das großartigste Projekt überhaupt. Aus den ersten Klopapierkernen wird eine Murmelbahn gebaut, der erste Beutel mit Pappresten wird zur Brücke zwischen zwei Regalen.
Nach längerem Planen, Bitten um Materialspenden, Organisieren von ausreichend Personal und Festlegen auf eine passende Woche, ist es nun so weit. Mit den Kindern wurde das Spielzeug in die Ferien verabschiedet. Jedes Kind packte sein Lieblingsspielzeug in die erste Kiste. Und dann ging es ganz schnell. Zwanzig (!) Umzugskartons waren innerhalb einer Stunde mit dem Spielzeug aus zwei Gruppen gefüllt. Und schon der erste Nachmittag ohne Spielzeug sorgt für ganz neue Kreativität. Aus Trinkröhrchen und leeren Flaschen werden Rhytmusinstrumente, Zeitungspapier zu langen Stäben zusammengerollt laden ein zum Balancieren oder eignen sich als Zauberstab. Mal schauen, was in der kommenden Woche noch so alles entsteht an kreativen Ideen mit neuem Zeug zum Spielen.

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