Mittwoch, 27. August 2014

Betreuung zeitweise...

Ein Thüringer Spezifikum vielleicht. Aber mit Beginn des neuen Kindergartenjahres reduziert sich einmal mehr der Arbeitszeitumfang vieler Kolleg/innen in den Kindertagesstätten. Und das geschieht nicht etwa, weil sie weniger Kinder zu betreuen hätten. 

Ganz im Gegenteil.In Thüringen werden die Kitas nach Anzahl der jeweils angemeldeten Kinder finanziert. Da im August die Schulanfänger/innen verabschiedet werden, die Neuaufnahmen dann aber erst sukzessive zwischen September und November erfolgen, hat die Kita also schlagartig erheblich weniger Personalstunden zur Verfügung. Und dieses Minus wird im Team verteilt. 
Im Ergebnis reduziert sich die Präsenzzeit der Erzieher/innen in allen Gruppen. Und das genau in der Zeit, da sich mit Ende der Urlaubs- und Ferienzeit und kurz vor der ersten herbstlichen Erkältungswelle die Gruppen gerade wieder in voller Präsenzstärke zeigen. Bei den Marienkäfern  fallen ab September zehn Betreuungsstunden pro Woche - verteilt auf zwei Erzieher/innen - weg. Der Tagesablauf und Aufgaben bleiben akorat gleich. Und schon über Kita-Gehälter im Vollzeitmodus brauchen wir keine Worte zu verlieren.

Ich denke mal nach, wie ich mir meine Fragen zur Sinnhaftigkeit solcher von der Landespolitik zu verantwortenden Regelungen beantworten könnte. So kurz vor der Landtagswahl auch ne gute Beschäftigung. Entscheidungshilfe selfmade...

Dienstag, 26. August 2014

Schlammschlacht reloaded

Da war mal was mit einem Regentag. Ganz am Anfang meiner Kita-Zeit.

Heute war wieder ein Regentag. Da es schon die ganze Nacht geregnet hatte, war der Garten so richtig matschig. Yeah! Superwetter für hochmotivierte Neuerzieher, die den Kindern Abenteuer und Abwechslung bieten wollen (oder aus Gründen des Selbstbeweises müssen). Kurzerhand also wurde die Tagesplanung der Maikäfergruppe umgeworfen. In der Angebotszeit lagen Papier und Wasserfarben bereit, um ein riesengroßes Regenbild zu malen. Und zwar - ganz im Sinne des Projekts "unsere Sinne" - mittels Fingern, die wiederum vorher gegenseitig mit dem Pinsel angemalt wurden. Kichern, Zucken, Treffermühe... Am Ende lag das Meisterwerk für alle zu bewundern auf dem Tisch. Hübsch! Und natürlich unbedingt des Zeigens würdig. Also nach dem Trocknen gleich ab damit an die Pinwand in der Gruppengarderobe.
Weil natürlich nicht nur die Fingerspitzen angemalt waren, sondern irgendwann auch die Hände ja sogar ganze Arme in blau und gelb leuchteten, ging es erst einmal ab in die Generalreinigung. Bei der Gelegenheit haben wir das Badezimmer gleich auch in einen ähnlichen Zustand versetzt, wie ihn das Gelände rund um die Kita zeitigte: triefend nass. Super. Regen geht also irgendwie auch drin.
Danach ab in die Regenkluft. Zwölf Kinder = zwölf mal Regenhosen richten, drehen und anzuziehen helfen + zwölf mal Regenjacken sortieren. Die nämlich lagen mittlerweile zu einem Gesamthaufen vermengt auf dem Garderobenboden. Irgendwie passt dann jedes Kind in eine Jacke. Gut. Also noch die Gummistiefel verteilt und alle Kinder zum Anziehen ermutigt.

Und dann raus! Ein zweites mal "Yeah!". Draußen im Garten (bis zur notwendigen Rückkehr in den Gruppenraum zur Einnahme des Mittagessens bleiben uns noch 20 Minuten) dann als erstes die Erkenntnis, dass wir die einzige Gruppe sind, die draußen ist. Ein kleinwenig Stolz macht sich beim hochmotivierten Neuerzieher breit. Wildes Toben und Matschen, Pfützen werden schwungvoll entleert und die Matschstraße verdient endlich einmal ihren Namen. Draußen bei Wind und Wetter, so soll es sein. Warum machen die anderen das nicht?
Das Erwachen kommt - wie sollte es anders sein - beim Mittagsschlaf. Besser gesagt beim Versuch, zum Mittagsschlaf zu kommen. Meine lieben Kleinen sind so aufgedreht, dass an Schlafen nicht zu denken ist. Und da der Erzieher so schön Schwung in den Laden gebracht hat, schafft er es natürlich nicht, die ganze Sache wieder zu bremsen.
Irgendwann schaut dankenswerter Weise die Kollegin aus dem Nachbarzimmer vorbei. Fünf Minuten später schläft meine gesamte Gruppe. Morgen bin ich strenger. Glaube ich.

Montag, 25. August 2014

Fachlichkeit vs. Routinen

Zu Beginn der vierten Woche ist der Montag, wie eben der Montag so ist. Alle - Eltern, Kinder, Erzieher/innen - sind etwas langsamer, etwas aufgekratzter, etwas unruhiger und weniger geduldig. Nicht so perfekt, wenn ausgerechnet der Montag jener Tag unter der Woche ist, an dem die eigene Gruppe (wenn auch zahlenmäßig montags etwas reduziert) den Turnraum nutzen kann und soll. Reglementierung oder Chaos, das sind folglich die beiden naheliegenden Alternativen. Im Zweifelsfall eben Chaos. Freuen sich wenigstens die lieben Kleinen.Und letztlich bewegen sie sich ja auch und trainieren Gleichgewicht, Kondition und Bewegungsfolgen. Nur zuhören oder zusehen darf uns niemand.
Weiter im Tag geht's zurück in den Gruppenraum. Der "KiKa-Tanzalarm" ermöglicht eine weitere spaßige Runde intensiver Bewegung. Und einen weiteren (folgenreichen) Ausbruch aus dem Prinzip der Routinen im tagesablauf. Obstfrühstück also heute eine halbe Stunde später. Dann Anziehen und raus in den Garten. Nach zehn Minuten habe ich die ersten beiden Kinder an der Hand, die ob der vielen Bewegung am bisherigen Vormittag zugleich hungrig und müde zu sein artikulieren. sehr nachdrücklich.
Also geht es nach erfolgreichem Hinhalten um eine Viertelstunde heute sehr pünktlich wieder nach oben. Hände waschen, Tee trinken, Mittagessen verteilen und Tischspruch nicht vergessen. Umziehen, Betten aufbauen, auf die Toilette und Zähneputzen... Trotz des Versuchs größtmögliche Ruhe bei diesem Procedere beizubehalten, stehen am Ende dieser Ablaufrunde zum einen doch wieder leicht chaotische Abläufe, zum anderen eine handvoll Kinder, die vprhin noch müde waren. Mittlerweile ist diese Müdigkeit überwunden, wie es scheint. An ihre Stelle trat zwischenzeitlich völliges Überdrehen, stetiges Murren oder wahlweise auch herzzerreißende Jammer-Rue nach Mama. Für die Notwendigkeit des Erreichens einer Art Mittagsruhe in der Gruppe ist diese Kombination fatal. 
Der rebellierende Max beschließt, heute mal keinen Mittagsschlaf zu machen und zelebriert dies durch ständige Rufe in den Raum. Dies wiederum führt zum sofortigen Kicheranfall von Maja, die für gewöhnlich nur dann schläft, wenn man direkt neben ihr sitzend Hand oder Kopf hält. Aus solcher Unruhe wiederum erschließt sich scheinbar die Notwendigkeit des Rufes nach Mama. Weinerlich wohlgemerkt. Nur Bilal schläft schnell - und schnarcht dabei gleich solaut, dass sowohl Kichern als auch hörbare Genervtheit durch den Raum wabern.
Runterfahren! Alles ist erklärbar und natürlich alles den Kindern vermittelbar. Schwierig nur, dies just in jenem Moment zu versuchen, da die halbe Gruppe gerade auf alles Lust hat,nur eben nicht auf einen verständnisvollen Erzieher, der zu allem Überfluss auch noch an die kindliche Vernunft appeliert und kundtut, dass ihn die Unruhe schon irgendwie traurig macht...
Am Ende schwingen doch wieder die Routinen. Eine Ermahnung, die Vorgabe der Schlafrichtung, ein kurzes Verrücken der Betten, die die Kinder zuvor lange ausgehandelt selbst aufgestellt hatten, intensives Wachen über jede Regung eines jeden Kindes. "Man muss sich erst einmal die Akzeptanz der Kinder erarbeiten, dann kann man ab und zu auch mal lockerer lassen.", werde ich später am Tage von einer Kollegin hören. Immerhin beruhigt sich so die Lage im Schlafraum innerhalb kürzester Zeit. Ob ich das in dieser Art will, überlege ich mir noch einmal. Oder zweimal.
Zwei voneinander getrennte Räume - einen für schlafsuchende Kinder, einer für solche, die trotz Bemühens nicht in den Schlaf finden und lieber in Ruhe spielen mögen - wären mir irgendwie gefühlt lieber als ein autoritäres Standing. Aber vielleicht sehe ich das ja auch viel zu polemisch. Nur muss ich noch mal googeln, ob solche Autorität nun Beispiel sein soll oder Liebe.

Freitag, 22. August 2014

Und wie lange willst du das machen?

Woche drei ist geschafft. Freitagabendfeierabendstimmung.
So langsam stellt sich das Gefühl erster Routinen ein. Vor allem haben sich die Kinder an den neuen Erzieher gewöhnt. Mittagsschlaf ist nur noch ein wenig anstrengend. Allein die kurzen Haare sorgen immer noch für Faszination und regelmäßige Streicheleinheiten. Man darf ja auch während der Arbeit mal genießen.

Dass ich als Mann, noch dazu als einziger Erzieher im Haus neben 30 Erzieherinnen, in der Kita arbeite, spielt kaum eine Rolle. Ein paar kleine Schmunzelszenen gab es. Die herauszudrehende Schraube, das klemmende Gartentor, der schwere Wäschesack - all das sind (selbst unter Genderperspektive) eben nur Dinge, die bislang von Frauen übernommen wurden und nun an einen Mann herangetragen werden, weil er da ist. Kleinigkeiten und kein Problem. Dass es mehr aber auch nicht ist, ist überraschend und schön zugleich. 
Die Anerkennung einer Fachlichkeit schien selbstverständlich. Mit der zweiten Woche bekam ich die Gruppe allein übertragen, da die Kollegin im Urlaub ist. Und läuft. Jetzt. 

Nur begegnet mir hin und wieder eine Frage in die Richtung, wie lange ich das denn jetzt machen wöllte oder ob ich Kita als Übergangslösung sehen würde. Mir ist nicht ganz klar, ob das mit meinem "Mannsein" oder meiner Berufsbiografie zu tun hat. 
Ein paar Monate muss man wohl schon dabei sein, damit es einem geglaubt wird...

Dienstag, 19. August 2014

apropos Mittagspause...

"Ja, und in der Mittagszeit will man sich dann ja erholen." Stimmt. Und stimmt nicht. Denn anders als es von Kitaaußenweltlern vermutet wird, sitzt der/die Erzieher/in während des Mittagsschlafs der Kinder nicht etwa häkelnd oder lesend oder selbst schlafend im abgedunkelten Zimmer.
Vielmehr ist dies genau die Zeit für all das, was neben der Arbeit mit den Kindern noch so anliegt. Für heute bei mir in etwa so
- Mittagessenreste wegbringen
- Essenabrechnung für 20 Kinder für 2 Tage plus Anwesenheitslisting am Laptop
- Chaos des vormittäglichen Piratenfestes beseitigen
- mit der Küche die zukünftige Versorgung eines Kindes absprechen, dass ab sofort milch- und eiweißfrei ernährt werden muss
- Elmira zehn mal ermahnen, doch wenigstens die anderen nicht zu wecken, wenn sie schon selbst nicht schläft
- ein Bett neu beziehen, das gestern nass geworden und nun wieder trocken ist
- eine Strumpfhose samt Schlüpfer auswaschen, in die heute im Frühdienst eines meiner Kinder sein größt denkbares Geschäft erledigt hatte. Leider hatte der Frühdienst keine Zeit dafür
- einen Aushang zum morgigen Waldtag gestalten und
- nebenbei die Bildungsdokumentation des Tages machen
- zwei kurze Gespräche zu Elternterminen führen
- Elnira noch ein letztes mal ermahnen
- das Vesper holen
- einen Schluck trinken.

Portfolio mache ich ein ander mal und die Arbeitszeitabrechnung muss warten. Jenny ist wach. Und sie darf aufstehen, während ich den Tisch decke, damit ich gleich in Ruhe acht mal Haare bürsten kann.

Der Feierabend eignet sich auch noch zur Erholung.

Montag, 18. August 2014

Oder so...

Vor dem Angebot einer Alternative zum Mittagsschlaf sollte es für Jenny das vielleicht passende Procedere geben. Also stand sie gleich nach dem Mittagessen im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit. Jenny räumt die Becher weg, liest wieder die Schlafgeschichte vor und darf schließlich die Plüschschnecke Monika jedem Kind ein Küsschen geben lassen.
Und tatsächlich kommt Jenny zur Ruhe, scheint zufrieden und legt sich ganz selbstverständlich in ihr Bett. Zehn Minuten später schläft sie.
 
Da haben wir das Schlafengehen wohl für heute umgedeutet. Zu Hause ist bei Jenny Mittagsschlaf Strafe. Bei uns ist es ein Angebot.
 
Nur braucht es an zwölf anderen Stellen des Tages eines Aufmerksamkeitsausgleichs für die anderen Kinder. Schließlich hat jedes einen Anspruch darauf, ganz und gar im Mittelpunkt zu stehen. 
Heute immerhin haben alle den Mittagsschlaf genossen und die versprochene Aufsteh-Geschichte.

Sonntag, 17. August 2014

hundemüde

Sonntagabend. Ich bin hundemüde! Noch ein paar Vorbereitungen für den morgigen Kita-Tag. Und irgendwie dünkt mir, dass meine lieben Kleinen schon tief und fest schlafen.
So tief wahrscheinlich, dass einige morgen Mittag wieder keine besondere Lust auf Mittagsschlaf haben werden. Besonders Jenny. Auf dem Bett hüpfen, rebellieren, schreien, Schuhe werfen, durch den Raum springen und anderen die Decke wegziehen - all das hatten wir bereits in unserer kurzen Zeit zusammen. An einem einzigen Tag hat das Schlafen am Mittag geklappt.

Morgen wird das anders! Wenn Jenny nicht schlafen mag, wird sie eben nicht schlafen. Punkt. Ein stilles Angebot werde ich schon finden. Ein Buch, Malzeug, ein Spiel. Mal sehen. Wenn sie halbwegs gut drauf ist vor dem Mittagessen, werde ich sie einfach damit "überraschen", dass ich sie nicht zum Hinlegen drängen werde. Ich muss weder mir noch dem Kind jeden Tag den selben Stress antun.

Mal sehen, wie Jenny reagiert. Und mal sehen, wie die Kolleginnen von nebenan. Aber das ist alles erst morgen. Jetzt ruft gleich erst einmal mein Bett. Mir nämlich fehlt der Mittagsschlaf.

Freitag, 15. August 2014

Väterabend mit Kind

Freitagabend. 
Längst Feierabend im eigenen Job, das Wochenende fühlt sich gut an. Es ist an der Zeit für Wünsche. Zum Beispiel in Sachen Väterarbeit. Da lohnt sich doch ein Blick auf andere, die es schon super machen...

Die AWO-Kita "Rabennest" in Erfurt lädt zum Väter-Kind-Übernachtungsevent. Kurz nach sechs am Abend. Schon von Weitem hört man, dass das Freigelände der Kita heute nicht verlassen liegt. Hier herrscht wildes Treiben und der Geruch von verbranntem Holz weist auf das Ereignis des Abends hin. Vierzig Väter samt ihrer Kinder sind hier schon seit drei Uhr beisammen. Rekordzahl! Als ich komme, stehen schon Zelte in der Sandkiste, unter Bäumen des Kita-Freigeländes und - der Schnellste kann sich ob des einsetzenden Regens glücklich schätzen - eines hat einen Platz unter einem Holzdach gefunden. Das Lagerfeuer brennt, darüber hängt der Topf mit einem Rest der Suppe, die gerade mit großem Genuss von den Kids und einigen Vätern gegessen wurde. Unter dem Pavillon ist auf einem Tisch alles an Zutaten für einen leckeren Hamburger aufgebaut. Auch hier betun sich Väter und Kinder gemeinsam am Bestücken und Verdrücken. Dass es ab und an zwischen den Zähnen knirscht, wohl weil die Hamburger-Zusammenstellung mal eben kurz zwischen dem wilden Toben im Sand, Kuscheln auf Papas Schoß und Fußballspielen passieren musste, stört eigentlich keinen. Väter sind da eben cooler. Vielleicht.
Ein Teil der Vater-Kind-Gespanne wird die Nacht übrigens im Haus verbringen. Auch das ist ganz offensichtlich eine heiß begehrte Option. Wann kann man denn schon mal mit Papa dort übernachten, wo man sonst zum Mittagsschlaf genötigt wird?! 
Und hey, wann kann Papa schon mal ganz lässig darüber hinweg sehen, dass das Essen im Laufen verputzt wird, zur Sandmannzeit noch lange nicht an Schlafen zu denken ist oder die Klamotten längst nicht mehr so ganz schrankfrisch aussehen?

Ich mag das auch haben. Irgendwann mal in "meiner" Kita. Vielleicht ja, wenn da mal mehr Männer arbeiten als einer + studentischer Praktikant? Vielleicht mit ein wenig mehr eigener Routine im noch neuen Berufsfeld und mit ein wenig mehr Gelassenheit in der Vorbereitung solcher Events. In jedem Fall war der (leider nur kurze) Besuch heute mehr als inspirierend. Nicht nur in Sachen Väterarbeit. Ich denke mal darüber nach, ob in einer Kita mit mehr als einer handvoll männlicher Mitarbeiter irgendwie ein anderer Wind weht oder das damit überhaupt nichts zu tun hat. Und genieße jetzt erst einmal mein Wochenende.

Auf dem Weg zurück zum Auto kommen mir ein Stück vor der Kita zwei Frauen entgegen, die ob des Regens in ihrer tiefenentspannten Gangart hier irgendwie deplatziert erscheinen. Da sind nicht etwa doch zwei interessierte Mütter auf Inspektionstour? Böse sein wöllte man ihnen dafür jedenfalls nicht. Aber als Anlass zum Schmunzeln reicht diese Begegnung wohl.

Donnerstag, 14. August 2014

Piratenleben

Es waren einmal zwei Piraten
gefürchtet obwohl sie nichts taten.
Sie waren ganz untätig immer,
aber Untaten sind halt viel schlimmer.

Piratenfest in der Kita. Nächste Woche soll es hoch hergehen. Und allenthalben macht sich Begeisterung breit. Auch bei mir.
Zu bändigen ist eigentlich nur der Drang, mit den Kindern über die wahren Hintergründe des Piratendaseins zu diskutieren. Rebellion, Mord, Plünderung, nehmen was mir gefällt,... Passt alles nicht so gut.
Also bemühe wohl auch ich die romantische Version mit Schatzsuche und so. Übrigens wollen alle Kinder Piraten sein. Piratin scheint doch nicht spektakulär genug. Und entführte Prinzessin kommt auch nicht an. Außer vielleicht bei Max, der ist sowieso gern Prinzessin.
In froher Erwartung und gut geplant basteln wir nun fleißig. Piratenhüte und Augenklappen und Säbel. Wir wollen ja authentisch sein. Auch ich. Denn immerhin winkt eine Aussicht: Piraten, die aus der Reihe tanzen, werden an den Mast gebunden. Und einen Mast finde ich hier irgendwo.

Piraten heyho!

Dienstag, 12. August 2014

Zusammenrücken

Rührung. Ganz ohne Triumpf. Aber sie schläft. Tatsächlich. Yeah! Jap! Yes! Jaaa! Und ganz ohne Schimpfen.


Jenny rebelliert immer spontan. Und sie tut es so oft, dass sie schnell abgestempelt ist. "Ach ja, die Jenny...!" 


Gestern war der Mittagsschlaf ein wahrer Kampf. Das konnte, das durfte es heute nicht noch einmal sein! Und das Konzept dagegen? Zuspruch und Zuwendung in der sonst "kritischen" Zeit während des Mittagessens und in der Vorschlafenszeit. Heute einmal keine Reglementierung. Jenny steht heute anders im Mittelpunkt: sie darf das Essen austeilen, sich einen Platz für ihr Bett im Raum aussuchen (was die anderen auch möchten und natürlich dürfen) und dann unsere Einschlafgeschichte "vorlesen". Das tut sie so hingebungsvoll, dass es mucksmäuschenstill im Raum ist. Als sie fertig ist, schleicht sie in ihr Bett, hält noch ein wenig meine Hand und schläft dann ein. Gestern sprang sie um diese Zeit noch auf dem Bett umher.


Als alle anderen Kinder auch schlafen, kann ich das erste mal meine Schlafwache genießen. Zum Glück habe ich immer ein Rührungstüchlein einstecken. Und ich weiß mich im besten Job der Welt.

Montag, 11. August 2014

Chefallüren mit 1,22m

"Nein, ich zeige euch mal, wie man das macht. Das geht anders. Ich mache das mal vor."  Unglaublich, mit welchem Nachdruck ein Vierjähriger um Hegemonie in einer Gruppe ringen kann.
Gepaart mit tatsächlich unglaublicher Redegewandtheit und raumgreifender Präsenz in der Peergroup sowie dem Charme eines George Cloney (wie auch immer man den schreibt), wächst da ein Mensch heran, der später einmal Frauen, Wähler, Investoren oder Finanzbeamte um den Finger wickeln wird. Und ich darf dabei sein! Im Jetzt.
Nur wirft mir dieses Kind mein Kitaweltbild durcheinander. Vonwegen Partizipation der Kinder. Bei diesem Kind muss sich der Erzieher bzw. die Erzieherin partizipieren. Wenn er oder sie denn noch irgendeinen Einfluss auf das Gruppengeschehen haben will.
Paradox.

Vielleicht sage ich ja irgendwann einmal: "Und ich war sein Erzieher!" Bis dahin allerdings kämpfe ich erst einmal. Um meine Rolle als Leader der Gruppe.
Nur noch Moderator vierjähriger Kinder zu sein, wäre mir dann doch ein wenig zu viel der Leitungsabgabe.

Statusänderung

Montagmorgen. Der Weg in die Kita ist derselbe, unaufgeregter vielleicht. Die Neuerung: war ich in der ersten Woche dabei als die Gruppe betreut wurde, werde ich in dieser Woche programmverantwortlich sein. Die Kollegin hat Urlaub.
In großer Erwartung dessen wurde der Sonntag zur Planung genutzt. Beispielsweise der des heutigen Bewegungsraumaufenthaltes. Nicht alles neu, aber manches anders. Das ist der Plan. Wahrscheinlich wird das Chaos ausbrechen. Aber alle sollen sich bewegt haben. In ihrem Rhytmus. Ohne Trommelschläge. Die nämlich mögen Max und Bilay gar nicht. Und die brauchen wir nicht...

Samstag, 9. August 2014

Erinnerungen

Es ist 19:00 Uhr, langsam setzt die Dämmerung ein. Die Väter stehen im Kreis um die kleine Feuerstelle. Die Kinder toben derweil durch den Wald ringsum, rutschen den matschigen Hügel hinunter. Welche Farbe Hosen und Jacken der Kinder eigentlich haben, ist längst nicht mehr zu erkennen. Nur Finn ist bei Papa auf dem Arm, er hat genug gespielt und genießt die Ruhe an der Feuerstelle. Es ist Väter-Kind Aktionstag der Kita. Bereits am späten Nachmittag kamen Väter, ihre Kinder und die Erzieher - man hat mehr als einen Mann im Team - hier am Stadtrand zusammen. Das Gelände liegt im Wald, bietet wilde Natur und dennoch ausreichend Sicherheit, um über Nacht mit den Kindern hier zu bleiben. Die Zelte sind schon aufgebaut, keiner wollte das Angebot nutzen, im Haus am Rande des Geländes zu übernachten. Nur falls es regnet, Sturm oder ein Gewitter kommt, könnte man hierhin ausweichen.
Gleich wird gegrillt, die Kinder fragen immer wieder aufgeregt, wann denn endlich die Nachtwanderung beginnt. Stöcke, Taschenlampen und diverse andere Utensilien zum Vertreiben der Waldgeister sind schon in den Taschen verstaut.

Ein Telefon klingelt: "Ja Schatz, natürlich. Nein, alles gut. Ja, haben wir schon. Natürlich denke ich daran. Klar kannst du jederzeit anrufen, hab das Handy ja dabei." Ob etwas passiert sei, fragt man aus der Lagerfeuer-Runde, nachdem das Telefonat beendet ist. "Nein." lautet etwas verlegen die Antwort. Bens Mama hatte angerufen. Es war 19:00 Uhr. Um diese Zeit geht Ben zu Hause immer auf die Toilette, nicht dass Papa das im Wald vergisst.
Nein, Vater sein ist nicht immer leicht. Die Runde ist sich schweigend einig. Matze geht los, die Grillwürstchen holen. Zeit zum Abendessen.

Freitag, 8. August 2014

Grenzwertmessung

Wieviel Kind schafft ein Kita-Neuling? Genau so viel: Montag 07:30 Uhr bis Freitag 15:30 Uhr. Mehr geht dann nicht! Oder anders gesagt: es ist WOCHENENDE.
Zeit für ein Resümee zur ersten Kita-Praxiswoche im Leben des Herrn B. (der ob des Wochentages und der aktuellen -nachfeierabendlichen- Uhrzeit irgendwo zwischen in-den-Seilen-hängend und stolz-es-geschafft-zu-haben seiend seinen wohlverdienten Kaffee schlürft).
Kita ist bunt! Sie ist anstrengend, fordernd, schwer struktursüchtig, lebhaft, begeisternd, bildend und formend. Und zwar alles in allem für alle Beteiligten. Am wenigsten vielleicht für die Eltern, was aus Perspektive eines vierfach kitaerfahrenen Vaters wirklich eine Überraschung darstellt. 
Das Erzieherdasein braucht offenbar vielerlei Kompetenzen, von denen in den ersten Tagen erst einige wenige geprobt wurden. Darunter waren jedoch bereits so elementare, wie die Kompetenz des Prozessdenkens in mehreren Ebenen, die Fähigkeit das Lächeln zu bewahren, die Kompetenz, den vermeintlichen Sinn hinter scheinbar völlig unsinnigen Taten von Kindern (um die Erwachsenen habe ich mich anfangs noch nicht gekümmert) zu erkennen und die Fähigkeit, Kinder Konflikte selbst austragen zu lassen. Letzteres natürlich immer interventionsbereit für den Fall überbordender Gewaltbereitschaft eines oder mehrerer beteiligter Kinder, die im Zweifelsfall durch schwere Bewaffnung mit Schaufeln, Plastikbaggern, Holzeisenbahnschienen unterstützt wird.
Die Strukturverliebtheit von Kita muss mir wohl noch mehrere Male durch den Kopf gehen, bevor meine Meinung eindeutig ist. Es kämpfen derzeit noch rhytmisierte Fachkompetenz gegen Vatererfahrung gegen Erziehergelassenheit gegen Prinzipienfestigkeit gegen Alltagswahnsinn gegen Neugier auf Versuch. Wenn die Zeitstruktur zur Hetze zwingt, macht erziehen keinen Spaß (erzogen werden im Übrigen offensichtlich auch nicht). Fängt man jede einladende Situation ein, gerät die Zeit völlig aus den Fugen und beispielsweise Mittagsschlaf wird zur undurchführbaren Farce. Schwer also, den Punkt zu finden, an dem Struktur und Freiheit in einem gesunden Verhältnis stehen. Am Ende wird es wohl wahrscheinlich ähnlich sein wie im Straßenverkehr. Es gibt die StVO, jede und jeder kennt sie...
Ich hoffe, dass "meine" Kinder ein schönes Wochenende haben. Meines wird geprägt sein von viel Schlaf. Vor allem aber hoffe ich, dass die Kleinen am Montag wieder Lust haben, von "dem Großen" betreut zu werden. Ich hätte noch einiges in petto.

Mittwoch, 6. August 2014

Krabbeltierchen für Kurzhaarige

Maximalanforderung bei Dienstbeginn: mitsamt der Übergabe der Kinder aus dem Frühdienst gibt es die Information des Tages: Krabbeltierchenallarm! Läuse!

Zeit für Helden!

Während die Kollegin diese Information, geschuldet ihrer wundervollen Haarpracht, mit einer Mischung aus Grusel, Gänsehaut, Ekel und Alarmstimmung zur Kenntnis nimmt, kann ich hier mit erstens mehrkindfacher Kopflauserfahrung und zweitens dienstanfänglichem Enthusiasmus der gefährlichen Situation gekonnt begegnen.
Erstens: Haarkontrolle. Kopflaussuche am lebenden Beispiel. Natürlich samt der beruhigenden relativierenden Worte. 
Zweitens: Einsatzkette in Gang setzen (was in der Praxis bedeutet, dass Kopfläuse gleich einer Infektionserkrankung dafür sorgen, dass die Eltern das Kind zeitnah aus der Kita abholen, wozu sie wiederum informiert werden müssen - hier dankenswerter Weise von der Kollegin übernommen).
Drittens: Beschäftigung des betroffenen Kindes abseits der anderen Kinder. Das gelingt am Morgen zum Glück mittels Memory. Währenddessen beginnt die Kollegin schon, zwanzig Betten abzuziehenund neu zu beziehen. Die Kämme in gleicher Anzahl werde ich später in Desinfektionslösung einlegen.
Der vierte Schritt lädt dann zu wahrer Heldenhaftigkeit ein. Alle anwesenden Kinder sind auf Kopflausbefall zu untersuchen. Verpackt als Kopfmassage für jedes einzelne Kind im Waschraum meistert der Held von heute diese Notwendigkeit des Kindergarten-Alltags mit Bravour und ohne Zucken. 

Das Geheimnis des Erfolgs allerdings ist simpel: zum einen findet sich kein weiterer Befall. Zum Zweiten hat Mann hier allgemein - besonders aber im speziellen Fall - einen rein körperlich großen Vorteil. Wegen der schon der grundsätzlichen Mode geschuldeten durchschnittlich kürzeren Haarlänge. Oder gar der gänzlichen Abwesenheiten von Haaren in einer kopflausfreundlichen Länge. Da lächelt der leicht gealterte und erblich vorbelastete Hochstirnträger gelassen und weiß in einer Niesche um die besondere Eignung für die Anforderungen des Kita-Alltags. Mann in der Kita - ein Gewinn im Umgang mit dieser (hoffentlich dennoch seltenen) Herausforderung.. ;-)

Dienstag, 5. August 2014

Freundschaftsanfrage 0.2

"Weißt du was, ich hab' dich lieb." 
Ein Moment dieses Tages. Ein Satz ausgesprochen von einem kleinen Mädchen, nachdem wir gemeinsam eine Einigung zur Frage gefunden hatten, ob sie mit den anderen zusammen Mittag isst.
Von diesem Moment an, also dem Moment des Ausspruchs dieses Satzes war dieser - nicht weniger anstrengende Tag - entspannt. Ich hab' dich lieb. Und ich möchte, dass du mich lieb hast. Nicht weniger als das scheint mir die Essenz des gemeinsamen Tages von Erzieher/in und Kind zu sein. Und aus anderen Zusammenhängen weiß ich wohl, dass Liebe und Freundschaft ständiger Arbeit brauchen. Dieser Arbeit stelle ich mich gern.
Und danach kommt dann all jene Theorie, Pädagogik, Didaktik. 

Was für ein Tag!

Montag, 4. August 2014

Praxis sticht Theorie

Weder noch! Also weder den Anforderungen der Kinder gilt es, zuerst zu entsprechen, noch denen der Kolleginnen. Die eigenen Ansprüche sind es. Erkenntnisgewinn.
Situationsansätzig, wertschätzdend, kindzentriert, partizipativ, geschlechtergerecht, willenakzeptierend, vorurteilsbewusst, teamgeistig,... In der Theorie genau jene Schlagworte und Wortkonstruktionen, mit denen die Tätigkeit des Erziehers / der Erzieherin umschrieben wird. Oder besser gesagt idealisiert beschrieben wird.

Wenn nun Mona und Nemo und Mäxchen und Carla und Sandra und Bilal (alle Namen stammen selbstverständlich nicht aus meiner realen Kita-Welt!) aber partout nicht sitzen bleiben wollen, um das so lecker zubereitete Vesper zu sich zu nehmen, hört die Theorie (scheinbar) auf. Dann gilt es auszuhandeln, ob die freie Wahl der Tat des Kindes nun Vorrang hat oder das gestrenge Wort des strukturgebenden - und STRUKTUR ist ja SOOO wichtig!!! - Erziehers. Auszuhandeln übrigens mit sich selbst. Natürlich. 
Im ersten Versuch gewinnt selbstverständlich die Akzeptanz des freien Willens des Kindes. Im zweiten Versuch wird der Verweis auf die dereinst ausgehandelten Gruppenregeln nachdrücklicher. Beim dritten Mal gewinnt tendenziell schon der Erzieherwunsch, dass nun endlich die so wichtige Struktur einkehre und die vierte Intervention ist dann tatsächlich eine Intervention. Schluss mit Partizipation, Rhytmisierung & Co.! Praxis sticht Theorie. An der Stelle zumindest. Oder Praxis formt Theorie (im Zweifelsfall: sich so zurecht, bis sie als Theorie von der Praxis nicht mehr all zu sehr abweicht).

Es gilt also, den eigenen Anforderungen zu genügen, wie es scheint. Gut so. Dann ist die Schuld also schon mal nicht bei den anderen zu suchen. Und schon gar nicht bei den Kindern. Oder den Kolleginnen.

Sonntag, 3. August 2014

Kammerflimmern

So also fühlt es sich am Vorabend des Tages an, an dem einen der Weg in die Praxis führt. Jene Praxis, über die man zuvor Vorträge gehalten halt, die man aus allen möglichen Perspektiven betrachtet, untersucht, kritisiert, geplant, gestaltet hat. 
Die Zugverbindung ist rausgesucht - zu klären bleibt noch, ob die Kombination mehrerer Monatskarten für verschiedene Tarifbereiche zulässig ist. Als Erzieher verdient man nicht so wahnsinnig viel, man muss also aufs Geld schauen.
Wechselschuhe sind gekauft. In der Kita wechselt man die Schuhe. Ach ja, die Regenjacke liegt bereit. Es soll Regen geben. Und in der Kita muss man auf jedes Wetter vorbereitet sein. Mit den Kindern geht es immer raus...
Die schwierigste Frage des Abends ist jedoch, ob es nun die vermeintlichen Anforderungen der Kinder sind, denen man sich als Maßstab des eigenen Ankommens in der Welt der Kita stellen muss, oder doch eher die der Kolleginnen. 
Schnell noch die Selbstvorstellung auf ein Blatt Papier gebracht. Das macht man so in der Kita. Hoffentlich schaut keiner so genau drauf. Die richtigen Worte finden sich jetzt doch sowieso nicht....